Idee

Kleinstädte müssen sich an den Klimawandel anpassen. Die Hitzewellen der Jahre 2018/2019 und die Flutkatastrophe im August 2021 haben dies eindrücklich gezeigt. Gleichzeitig ist Klimaanpassung anspruchsvoll. Das Thema betrifft alle städtischen Handlungsfelder, gleichzeitig leiden Stadtverwaltungen unter geringen Ressourcen.
Warum also nicht die Bürger*innen und städtische Akteure als Verbündete im Prozess gewinnen? Ihre Ideen und Zukunftsvorstellungen für die Stadt im Klimawandel nutzen? Gemeinsam kann man die Risiken, die das Leben in der Stadt gefährden, am besten angehen. Auf diese Weise kann nicht nur die Anpassung an den Klimawandel gelingen, sondern auch sozialer Zusammenhalt gestärkt werden.
Im Rahmen des vom Bundesforschungsministerium geförderten Zukunftsstadtprojekts GoingVis wurde ein Modell entwickelt, das gerade Kleinstädte dabei unterstützt, Zivilgesellschaft und Verwaltungen gemeinsam ins Tun zu bringen. Dabei geht es weniger um große bauliche Veränderungen. Klimaanpassung braucht auch angepasste soziale Praktiken: Gemeinsames Kümmern um Gärten und Grünanlagen, angepasste Zeiten für Arbeit und Freizeit, Schaffung von Schattenplätzen und vieles mehr.
Um aus den Erfahrungen des Projekts GoingVis konkrete Hilfestellungen für weitere Kommunen zu geben, stellt Kleinstadt Klimafit ein Modell und viele Beispiele vor und unterstützt so den Tansfer.

Prozessprinzipien: Verwaltung, Politik und Bürger*innen ins gemeinsame Handeln bringen
Aus Sicht des GoingVis Projekts gelingt Anpassung, wenn lokale Themen, Bedarfe und Ideen mit den Anforderungen des Klimawandels verbunden werden. Die Sorge um öffentliche Plätze, Grünanlagen, Kultur, Tourismus, Wirtschaft, Nachhaltigkeit, Beteiligung, sozialer Zusammenhalt – alle diese Themen lassen sich mit der Klimaanpassung zusammendenken. Lokale Impulse aufnehmen motiviert, fördert neue Netzwerke und schafft Teilhabe.
Genau hier setzen die Anpassungsprozesse von GoingVis in der Stadt Boizenburg/Elbe und der Verbandsgemeinde Liebenwerda an. In einem integrativen, inklusiven und iterativen Prozess (3i) entwickeln Bürger*innen und Verwaltungen ein „Wir-Gefühl“, stimmen ihre Klimaanpassungswünsche ab und werden gemeinsam aktiv.
Integrativ ist der Prozess, weil Klimaanpassung an lokale Themen und Fragen anknüpft, anstelle sie als neue, zusätzliche Aufgabe zu positionieren.
Inklusiv ist der Prozess, weil ganz unterschiedliche Menschen und Perspektiven eingebunden werden. Dies umfasst beispielsweise Fachbereiche der städtischen Verwaltung, Akteure der Zivilgesellschaft oder Bürger*innen. Ein besonderes Anliegen ist es, „stille Gruppen“ einzubeziehen, also Menschen, die oft nicht an gesellschaftlichen Prozessen teilnehmen (können).
Iterativ ist der Prozess, weil Verwaltung, Politik und Bürger*innen ermutigt werden, frühzeitig ins gemeinsame Handeln zu kommen, Lösungswege auszuprobieren und weiterzuentwickeln.

Das Projekt „GoingVis – Mit kühlem Kopf in heiße Zeiten“ möchte dazu beitragen, dass Städte und ihre Bewohner*innen widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel werden. GoingVis wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
Das Ziel von GoingVis ist es, in deutschen Kleinstädten Zukunftsbilder offenzulegen und Ideen für gemeinsame Anpassungspraktiken im Kontext Hitze zu entwickeln und auszuprobieren. Für Klimaanpasssung in Kleinstädten sind dabei lokale Besonderheiten und Wissensbestände sowie darauf abgestimmte Strategien essenziell.
Wenn Sie über die Aktivitäten von GoingVis informiert werden möchten, können Sie sich in die Mailing-Liste "Kleinstädte im Klimawandel" hier eintragen.
Der Verbund
Forschungszentrum für Umweltpolitik:
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Dr. Klaus Jacob
Klaus Jacob ist Koordinator von GoingVis und leitet das Projekt beim FFU. Schwerpunkte bei GoingVis sind die Prozessarchitektur, Strategie in Verwaltungen, Transformationsforschung sowie sozialer Zusammenhalt in Kleinstädten.
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Nicole Mitchell
Nicole Mitchell hat GoingVis von Beginn an mit konzipiert, ihre Schwerpunkte sind die soziale Dimension von Klimaanpassung und gemeinschaftliche Praktiken, vor allem im Bereich Hitze.
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Dr. Julia Teebken
Julia Teebken forscht zur sozialen Dimension von Klimaanpassung im Rahmen von Bevölkerungsverwundbarkeit, ihr Schwerpunkt liegt bei der Erhebung und Auswertung qualitativer Daten.
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(r)evolutionäre ideen:
Dr. Dominik ZahrntDominik Zahrnt ist für die Beteiligung und den Transfer in die Praxis verantwortlich (Kleinstadt Klimafit, Wettbewerb und Trainings).
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Tolk:
Johannes TolkJohannes Tolk entwickelte die Webseite Kleinstadt Klimafit und hat die Städtepartner durch Experience Design bei der Konzeption und Umsetzung von Veranstaltungen unterstützt.
Stadt Boizenburg/Elbe:
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Dr. Beatrice John
Als Projektmanagerin legt Beatrice John den Fokus auf designorientiere Prozesse, interdisziplinäreren Wissenstransfer und die Kommunikation von Nachhaltigkeit aus der Mitte der Gesellschaft heraus.
Elbe-Elster Region:
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Andreas Claus
Als Projektmanager koordiniert Andreas Claus die Aktivitäten, initiiert neue Netzwerke und legt besonderen Wert auf das Thema Klima-Bildung und lebenslanges Lernen.
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Daniel Willeke
Als Projektmanager arbeitet Daniel Willeke zu Klimaschutz- und Klimaanpassungs mit den Schwerpunkten Kommunikation und Umweltplanung.