Wie geht Klimaanpassung über die Stadtgrenzen hinaus?

(c) Mona Claus
Verbandsgemeinde Liebenwerda
Schon seit zwanzig Jahren setzen sich Bürger*innen des Landkreises Elbe-Elster aufgrund von Hoch- und Niedrigwasser der Schwarzen Elster für Renaturierungsmaßnahmen und Wasserrückhaltevorrichtungen ein. Unter anderem geschah dies mit der „Arbeitsgemeinschaft Schwarze Elster“, an der Andreas Claus, der jetzige Projektmanager und damaliger Bürgermeister von Uebigau-Wahrenbrück, mitwirkte.
Ende 2020 war die Wasserknappheit des Flusses so gravierend, dass die Bewältigung der akuten Niedrigwassersituation eine noch größere öffentliche Aufmerksamkeit bekam. Am 1. Januar 2021 wurde durch Leuchtturm LOUISE und den Verein Elbe-Elster-Tours e.V. die Initiative „Unser Heimatfluss braucht unsere Hilfe“ ins Leben gerufen, um Renaturierungen an der kanalisierten Schwarzen Elster voranzutreiben.
Ziel ist es, mit Hilfe von Bürgerbeteiligung und Crowdfunding politische Maßnahmen anzustoßen und Geld für zwei hydrologische Gutachten zu sammeln. Diese Gutachten sollen helfen, die Renaturierung der Schwarzen Elster zielgerichteter umsetzen zu können, damit durch den Fluss wieder vielfältige Ökosystemleistungen (insbesondere die Grundwasserversorgung) gewährleistet werden und durch die Wiederherstellung alter Retentionsflächen ein effektiver Hochwasserschutz entsteht.
Die Projektmanager von Leuchtturm LOUISE nahmen an vielen Veranstaltungen teil, etablierten regelmäßige Gesprächsrunden mit diversen Akteuren aus verschiedenen Sektoren und organisierten eine Crowdfunding-Kampagne, um Gutachten zu finanzieren. Diese sollen zeigen, wie Teilabschnitte des Flusses renaturiert werden können.
Insgesamt wurden über 130 Gespräche mit Bürger*innen und Vertretern unterschiedlicher Interessengruppen geführt. Dabei kamen unter anderem Techniken wie partizipative Kartierungen zum Einsatz, um die Interessen von Landwirt*innen in Bezug auf die geplanten Maßnahmen besser berücksichtigen zu können.
Am 25.03.2021 fand eine Informationsveranstaltung der Initiative statt, in der Bürger*innen und Vertreter*innen verschiedener Interessengruppen über die Problemlage informiert und um Unterstützung geworben wurde.
Übergeordnetes Ziel des Projekts ist es, Druck auf politische Akteure auszuüben, damit öffentliche Gelder für das Vorhaben bereitgestellt werden und Pilotmaßnahmen möglichst schnell umgesetzt werden. In den nächsten Monaten sind Beteiligungsveranstaltungen und ein Workshop zu Zukunftsbildern geplant.
Welche Akteure können wie beteiligt werden?
Was kann entstehen?
Leuchtturm LOUISE trug dazu bei, dass zwei lokale Vereine ein strategisches Bündnis für den Heimatfluss Schwarze Elster schlossen. Der Landrat konnte als Unterzeichner eines gemeinsamen Aufrufs gewonnen werden.
Seit Beginn des Jahres 2021 ist die Schwarze Elster auf die politische Tagesordnung von Brandenburg gesetzt. Es gibt unter anderem Gespräche mit dem Umweltminister. Die Berichterstattung in der Presse ist kontinuierlich und schafft eine große Aufmerksamkeit in der Bevölkerung.
Wie kann es weitergehen?
Es laufen Gespräche, um zwei Pilotprojekte zu starten, mit denen der Wasserabfluss verringert werden soll.
TIPPS
Da beide Projektmanager der Plattform Leuchtturm LOUISE selbst aus der Region stammen und schon lange politisch aktiv sind, verfügen sie über ausgeprägte soziale Netzwerke, kennen wichtige Schlüsselfiguren und sprechen die „lokale Sprache“, um das Thema in den öffentlichen Diskurs zu bringen. Dementsprechend konnten vielfältige Akteure aus der Politik, Zivilgesellschaft und Wissenschaft für das Vorhaben mobilisiert werden.
Das Vorhaben vom Ziel her zu denken und eine klare Vision langfristig zu verfolgen, erzeugt eine höhere Frustrationstoleranz gegenüber trägen bürokratischen Prozessen. Dabei werden Rückschläge als Lernprozess verstanden.